Theosophische Grundprinzipien - Teil 1.
Die Weisheitstradition: der dritte Faktor in unserer Zivilisation, das Verbindungsstück zwischen Religion (Spiritualität und Glaube) und Wissenschaft (Verstand/Intellekt). Die sieben Juwelen der Weisheit.
Autor: Martin Euser. Revision 2.0; Oktober 1996.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, warum eigentlich eine so große Kluft zwischen Wissenschaft und Religion besteht? Denken Sie, daß diese Kluft unüberbrückbar ist oder nicht? Auf Grund meines Studiums der Psychologie und Physik sehe ich deutlich die künstlichen Grenzen, innerhalb derer die wissenschaftlichen Disziplinen arbeiten. In diesem Artikel werde ich mich mit obenerwähntem Thema auseinandersetzen.
In bezug auf Religionen und religiöse Institutionen: die meisten, wenn nicht alle, haben es nicht geschafft, eine deutlich zusammenhängende Lebensphilosophie hinsichtlich der heutigen Probleme zu entwickeln. Weder Religion, noch Wissenschaft (als Institution) wissen wie sie mit den beklemmenden ethischen Fragen, die mit den fortschreitenden technischen Entwicklungen zusammenhängen, wie zum Beispiel die medische Technologie und Genmanipulation, umgehen sollen.
Hinsichtlich der Kluft zwischen Wissenschaft und Religion können wir feststellen, daß man in den verschiedenen Disziplinen, wie zum Beispiel in der Biologie, ein total anderes Bild vom Menschen und von der Natur besteht wie zum Beispiel im christlichen Glauben. In der Biologie geht man von einer allmählichen Evolution des Menschens über einen längeren Zeitraum aus, in der christlichen Religion von einem von Gott geschaffenen Menschen. Der Mensch ist in der letzteren Sichtweise versehen mit einer Seele und einem Geist. In der Biologie spricht man nicht von einer Seele, sondern vom Bewußtsein, das jedoch gemäß der heutigen Auffassung eine Folge von Prozessen im Gehirn ist. Die Existenz eines höheren, selbstständigen Teils im Menschen wird in der Biologie abgewiesen.
Im allgemeinen kann man zwei Betrachtungsweisen einander gegenüber stellen: die eine, ausgehend von eimem materialistischen Gesichtspunkt (Bewußtsein geht aus der Materie hervor), die andere, eine spirituelle Ansicht (Bewußtsein geschieht vor der Manifestation, vor der Inkarnation).
Man könnte sagen, daß Wissenschaft die Ursachen (griechisch: noumena) hinter der Manifestation (Phänomenen) nicht kennt (wenn man von dem spirituellen Standpunkt ausgeht). Von welchem Standpunkt man es auch betrachtet, Wissenschaftler arbeiten mit theoretischen Modellen, für die sie Bestätigung suchen (das ist eigentlich schon eine logische Unmöglichkeit - widerlegen kann man sie jedoch schon (ein Gegenbeispiel ist im Prinzip schon genügend) - sieh die Arbeit von Carl Popper, ein großer Wissenschaftsphilosoph). Dagegen gibt es Gläubige, die den Inhalt der heiligen Schriften, wie zum Beispiel die Bibel, wortwörtlich auffassen. Diese übersehen jedoch einige wissenschaftliche Tatsachen, wie zum Beispiel das Erdalter, das sicherlich mehr als 6000 Jahre beträgt (man kommt auf die Berechnung von 6000 Jahren, wenn man die Bibel wortgetreu interpretiert).
Derjenige, der nachdenkt, dem wird es jedoch deutlich werden, daß diese wortgetreue Interpretation vollkommen falsch ist. Wir vergleichen weiter: das heutige materialistische Weltbild beinhaltet, daß nach dem Tod nichts mehr besteht. Der Körper ist tot und somit auch der Mensch. Religionen dagegen vertreten im allgemeinen die Auffassung, daß ein Leben nach dem Tod besteht.
Dies ist einer der wichtigsten Unterschiede in den zwei grundlegenden Ausgangspunkten (materialistisch gegenüber spirituell). Hiermit kommen wir zum Kern der Sache: es gibt eine (tiefere) Wirklichkeit und wir brauchen nicht weiterhin gleichzeitig an den zwei Gedanken festhalten. Entweder der materialistische Ausgangspunkt ist falsch oder der spirituelle.
Nun besteht in unserer westlichen Kultur (und ebenso in der orientalischen Kultur) eine Tradition, Weisheitstradition genannt, eine uralte Philosophie, die noch immer ziemlich unbekannt ist. Diese Tradition, die aus Ägypten stammt (und auch Wurzeln in dem alten Indien hat), existierte unter verschiedenen Namen und Formen: die Mysterium-Schulen in Griechenland, der Platonismus, Pythagorismus, Neo-Platonismus, Neo-Pythagorismus, Gnostizismus, Hermetizismus, Kabbalah, Alchemie, die mittelalterlichen Rosenkränzler und Feuerphilosophen, u.s.w. In moderneren Zeiten kennen wir die Theosophie und modernere Formen der Gnosis (Sieh lit. 5). Die Theosophie ist von Helena Petrovna Blavatsky in den Westen gebracht (nach ihrer eigenen Aussage unter Leitung des Meisters der Weisheit). In diesem Artikel setze ich mich weiterhin mit einigen Grundlehren der Theosophie auseinander.
Nach Blavatskys Ansicht beruht diese Lebensphilosophie auf Auffassungen und Visionen tausender Seher und Propheten, die ihre Auffassungen untereinander verglichen haben. Sie sagt auch, daß man diese Philosophie nicht einfach übernehmen sollte, sondern kritisch untersuchen sollte und man nur jenes übernehmen sollte, das man selbst als wahr erfährt. In dem zweiten Teil dieses Artikels (und in meinem Artikel über den Tod) gebe ich einige Anweisungen und Hilfsmittel, um die theosophischen Lehren zu untersuchen. Theosophie ist eine praktische Lebensphilosophie, das wahrscheinlich erst deutlich wird, wenn man die Prinzipien im täglichen Leben anwendet.
Die Kluft zwischen wissenschaftlichen und religiösen Ideen ist nicht immer so groß wie momentan gewesen. Wissenschaftler haben als Reaktion auf ein dogmatisches Christentum alles, das mit Mystik und Naturphilosophie zusammenhing, abgeschworen. Doch ist heutzutage ein Umbruch sichtbar, der deutlich wird, wenn man das Werk von zum Beispiel David Bohm, Paul Davies und anderen studiert. Schon früher hat Sir James Jeans, ein berühmter Astronom vor dem Zweiten Weltkrieg, die Gedanken ausgesprochen, daß das Universum wohl einmal aus 'Denkstoff' bestehen könnte. Seine Fachkollegen dachten natürlich, daß der Mann senil wird. Doch war Jeans vielleicht der Wahrheit näher als sie dachten. Die alten Vedas und Upanishads aus Indien beinhalten auch ein ähnliches Bild.
Eine interessante Beitrage bezüglich Wissenschaft und Mythologie hat Paul Feyerabend in seinem Buch 'Beyond Method' geleistet. Er demonstriert daß wissenschaftliche und Mythologische Paradigmen sehr ähnlich sind.
Plato wurde sagen daß ein Wissenschaftler der sich basiert auf einem materialistischen Ausgangspunkt nie die Ursache hinten den Phänomenen finden kann, weil sie völlig von dem, was die Sinnesorgane (und Geräte) registrieren, abhängig ist. Außerdem würde er sagen, daß man besser seine innerlichen Sinnesorgane, Begriffsvermögen, etc. entwickeln kann, so daß man tiefere, mehr innerliche und ursächliche Schichten entdecken kann, die in der Natur und in dem Menschen wirksam sind.
Die Theosophie überbrückt die Kluft zwischen Wissenschaft und Religion dadurch, daß sie Erkenntnisse über vorhandene Prinzipien in der Natur vermittelt. Prinzipien, die von Wissenschaftlern und Religiösen (wieder) anerkannt werden könnten, wenn man zumindestens das nötige Begriffsvermögen entwickeln würde wollen. In vielen Religionen sind Spuren zu finden, die auf die Prinzipien, die ich meine, hindeuten. Auch in der Wissenschaft sind einige Spuren zu entdecken, die mit den in den folgenden Kapiteln behandelnden Prinzipien zusammenhängen. Ich denke zum Beispiel an die grundlegenden Entdeckungen der Energieart unseres Universums. Materie ist verdichte Energie.
Dieses Wissen, das seit Einstein in der Wissenschaft Allgemeingut ist, war in der esoterischen Tradition schon lange bekannt. Blavatsky spricht über diese fundamentale Art des Universums in ihrem Buch 'Die geheime Lehre'. (Eine Lehre die nicht geheim ist, aber dem Menschen nur in seinem heutigen Entwicklungsstand verborgen ist).
Theosophie, auch Weisheitstradition, Weisheits-Religion, uralte Philosophie, Gupta Vidya, etc. etc. genannt, ist der Kern aller großer Religionen und Philosophien (wie die von Plato, Pythagoras und anderen). Auf Grund ihres religiösen Gesichtspunkts erzählt sie uns, welchen Sinn das Leben hat; auf Grund ihres philosophischen Gesichtspunkts informiert sie uns über Prozesse, die sich in der Natur abspielen.
Diese drei Sichtweisen sind miteinander verbunden und sollten niemals getrennt werden, weil Trennung Verständnislosigkeit beinhaltet. Trennung dieser drei Aspekte ist auch die Ursache der Tatsache, daß der Wissenschaftler seine ethische Basis verloren hat, mit großen Folgen für unsere Gesellschaft. Die Welt wird mit Problemen konfrontiert, für die sie keine Lösung weiß (der Mensch als Gefangener der Technologie, medischer Probleme, der Umweltverschmutzung etc.).
Wissen in der esoterischen Wissenschaft beinhaltet eine enorme Verantwortung. Mißbrauch durch selbstsüchtige Menschen kann große Katastrophen verursachen. Dies ist der Grund, warum diese Art von Wissen nicht in größerem Umfang der menschlichen Rasse von denen, die weiter auf dem Weg der geistigen Entwicklung fortgeschritten sind, mitgeteilt wird. Leider wird manchmal gefährliches Wissen zu früh von der Wissenschaft entdeckt (zum Beispiel Kernenergie, Gentechnologie). Dadurch wird die Sicherheit der Menschheit und die Natur bedroht.
Welches Wissen wird nun eigentlich von den theosophischen Lehren vermittelt? Dies ist das Thema des folgenden Kapitels:
Die sieben Juwelen der Weisheit
Die Theosophie reicht uns Grundzüge einiger universeller Prinzipien an. Die Wirkung dieser Prinzipien kann von jedem, der offen und bewußt lebt, erfahren werden. Diese Erkennung ist möglich, wenn man sein Begriffsvermögen entwickelt (indem man sich selbstlos für das Wohl seiner Mitmenschen einsetzt und sich gleichzeitig dem Studium hermetischer Weisheit in welcher Form auch immer widmet).
Diese Prinzipien sind in der Literatur vieler Religionen, aufzufinden, vor allem in der mehr mystischen Richtung wie Sufismus, Gnosis/Gnostizismus, Kabbalah, bestimmte Teile des Buddhismus, Hinduismus, etc. Auch in alten Mythen kann man diese Weisheit in allegorischer Form verschlüsselt, vorfinden.
Die wichtigsten Prinzipien sind in den 'sieben Juwelen der Weisheit' aufgezeichnet. Bezüglich ethischen Handelns verschaffen diese Juwelen zusammen eine großartige und praktische Hilfestellung und vermitteln unter anderem die Idee der universellen Verbundenheit aller Lebewesen. Darüber wird im zweiten Teil der 'Theosophischen Grundprinzipien' mehr erzählt.
Diese Juwelen können gebraucht werden, um eine Wissenschaft aufzubauen, die sich auf das Bewußtsein als ein primärer Faktor im Leben gründet. Eine wichtige Bewußtseinshaltung ist hierbei, diese Juwelen als Arbeitshypothesen zu sehen, die ihren Wert beweisen können (und der Meinung des Autors nach beweisen werden je mehr Einsicht man in die Prozesse der Natur erlangt).
Erstes Juwel
Das erste Juwel betrifft die Hypothese der Reinkarnation oder der Wiederverkörperung.
Theosophie ist ein System von Gedanken, Lehren, die von einem spirituellen Gesichtspunkt ausgehen. Sie behauptet, daß das Bewußtsein der Form oder Manifestation vorangeht. Bewußtsein verkörpert sich periodisch in den dafür geeigneten Formen (die dafür gebaut oder geformt werden). Plato's Phaedo und Timaeus behandeln in bestimmten Maße dieses Thema. Dieser Lehrsatz (oder Arbeitshypothese für die wissenschaftlichen Denker) ist eigentlich ein Sonderfall der mehrumfassenden Lehrsätze oder Zyklen. Alle Naturprozesse verlaufen zyklisch (oder spiralmäßig). Es gibt viele Beispiele in der Natur, von denen wir schon wissen, daß sie zyklisch sind. Einige Beispiele:
Diese Beispiele scheinen nichts miteinander zu tun zu haben. Doch sind die darin stattfindenden Prozesse einander ähnlich. Das hermetische Prinzip: 'wie oben, so unten' ist nach der alten Weisheit universell gültig.
Zweites Juwel
Das zweite Juwel umfaßt die alten Lehrsätze des Karmas (Gesetz von Ursache und Folge), die die Wiederherstellung des Gleichgewichts nach Zerstörung beinhaltet.
Dieses Gesetz (Naturprinzip) beinhaltet, daß jede Aktion eine Reaktion hervorruft, die in Übereinstimmung mit dieser Aktion ist. Dieses Prinzip ist auf allerlei Gebieten, Sphären gültig: physisch, psychisch und spirituell. In der Bibel steht der Ausspruch: 'was ein Mensch sät, wird er auch ernten' (Galater, 6:7), das ist genau die gleiche Idee.
Karma ist das universelle Gesetz der Gerechtigkeit, das in seiner Auswirkung vor dem geistigen Auge sichtbar ist. Es gibt keine andere, logische und konsistente Erklärung für die großen Unterschiede zwischen Menschen und Völkern wie die des Karmas und der Zwillingslehre der Reinkarnation.
Außerdem ist die Lehre des Karmas wegen der endlosen Verzweigungen im Leben die am schwierigsten zu verstehende Lehre. Es gibt viele Sorten Karma: nicht nur individuelles Karma, sondern auch Gruppenkarma, Familienkarma, nationales Karma und Weltkarma. (Eine Randbemerkung ist hier noch angebracht: der Mensch wird in viel größerem Maße von Gruppen beeinflußt, zu denen er/sie gehört, als ihm/ihr bewußt ist.)
Die individuelle Verantwortlichkeit ist größer, je mehr man sich von den Folgen seines Handelns bewußt ist. Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung spricht von einem Individuationsprozeß. Dies ist ein Prozeß bei dem die Selbständigkeit des Denkens und die Integration verschiedener Teile des menschlichen Wesens eine wesentliche Rolle spielen. Im dem zweiten Teil der Theosophischen Grundprinzipien wird in diesem Zusammenhang eine Analyse der sieben Denkaspekte in dem Menschen gegeben.
Diejenigen, die lieber an einen blinden Zufall glauben, müssen das natürlich selbst wissen, aber sie sind nicht in der Lage, Phänomene als Telepathie, Hellseherei, etc. zu erklären. Die Natur zeigt deutlich Zeichen von Ordnung, Intelligenz, etc. wie zum Beispiel die Entwicklung einer Zelle zu einem Organismus. Und eigentlich ist das vernünftige Ökosystem ein lebendiges Zeichen der Tatsache, daß Ordnung und Struktur in den Naturprozessen bestehen.
Die zwei Juwelen zusammen können viele Lebensfragen beantworten, obwohl wir sie nicht von den übrigen Juwelen trennen sollten.
Drittes Juwel
Das dritte Juwel behandelt den Lehrsatz der Hierarchien (auch bekannt als Lehrzatz der Emanationen -sieh lit.7). Dieses Naturprinzip ist nicht so bekannt. Doch wurde dieses Prinzip in der Akademie von Plato und Pythagoras unterrichtet. Die Natur liefert uns deutliche Beispiele dieser Hierarchien:
In dem Menschen selbst kann man auch eine Hierachie von Wesen unterscheiden. Ich nenne einige:
Diese Beispiele werden sicherlich Fragen aufwerfen. In dem zweiten Teil der Theosophischen Grundprinzipien wird tiefer auf die Bedeutung dieser Wesensteile eingegangen. Bei den alten Völkern waren Ideen wie obengenannt Allgemeingut. Auf Hawaii z.Bsp. gibt es die Huna-Religion, die eine ähnliche Einteilung kennt. Die alten Hindus, Ägypter und Griechen kannten diese Einteilung auch. Die Gesellschaft zeigt auch hierarchische Strukturen, von Regierung auf nationaler Ebene bis zu kleinen Organisationen und Familien.
Wegen der Tatsache, daß die Weisheitstradition unbekannt und unbeliebt ist (sowohl Regierungen, Unternehmen, als auch Individuen bevorzugen ein veraltetes Weltbild), nehmen wir wahr, daß Regierungen ihrer Bevölkerung nicht helfen können. Glücklich ist gegenwärtig etwas Verständnis und Aufmerksamkeit für Spiritualität auch innerhalb eines Unternehmens. Wahrscheinlich wird dies in der nahen Zukunft stets wichtiger werden. Viele grundlegende Veränderungen in bezug auf Einstellung, Denkweise, Verhalten, etc. sind nötig, will die Menschheit einer gesunden Zukunft entgegen gehen. Die Weisheitstradition ist immer für die vorhanden, die zuhören, beobachten und nachdenken wollen.
Viertes Juwel
Das vierte Juwel betrifft das Prinzip des einzigartigen Charakters jedes Wesens und jeder Wesensklasse.
Dies ist ein ziemlich abstraktes Prinzip. Die dem Prinzip zugrunde liegende Idee ist, daß jedes Wesen, Bewußtsein, sich gerade mit der Form bekleidet, die in übereinstimmung mit den entwickelten Qualitäten des reinkarnierten Bewußtseins ist.
Menschliches Bewußtsein nimmt eine menschliche Form (Körper, etc.) an; tierisches Bewußtsein reinkarniert in eine tierische Hülle, usw. Noch spezifischer: ein Pferde-Bewußtsein wird ein Pferd, ein Rosen-Bewußtsein wird eine Rose. Die Frage der Vererbung kommt hier auch zur Sprache. Die materialistische Wissenschaft erzählt uns, daß die Ursache in den Genen liegt, daß sich z.Bsp. ein Rosensamen zu einer Rose entwickelt. Sicherlich, Vererbung besteht, aber sie ist gemäß der alten Weisheit eher eine Folge als eine Ursache. Wir können uns dann die folgende Frage stellen: was sind die Ursachen oder ist die Ursache für die Tatsache, daß ein bestimmtes Genmuster vorhanden ist. Diese Frage kann von der heutigen Wissenschaft nicht beantwortet werden. Ich will nicht behaupten, daß die Theosophie eine klipp und klare Antwort auf diese Frage gibt, aber sie wird den Leser auf die Tatsache der vielen spekulativen Theorien, die in der Wissenschaft bestehen, hinweisen.
Eine Theorie muß natürlich niemals mit Tatsachen verwechselt werden. Jahrelanges Studium und jahrelange Untersuchungen - ausgeführt von vielen Menschen - (aus der Perspektive der Weisheitstradition und ausgerüstet mit der benötigten Intuition) sind nötig, will man mehr Deutlichkeit, bezüglich der unglaublich vielen Details, die in den Naturprozessen vorhanden sind, erlangen. Am Ende des Artikels werde ich kurz darauf zurückkommen. Es wird deutlich sein, daß das vierte Juwel eine andere Sichtweise hinsichtlich der Vererbungsfrage beinhaltet: Vererbung ist nicht die Ursache unseres Charakters, jedoch gerade die Folge unseres Charakters, den wir während unzählbaren Reinkarnationen entwickelt haben.
Vererbung manifestiert sich am deutlichsten in körperlicher Hinsicht.
Fünftes Juwel
Das fünfte Juwel der Weisheit betrifft das Prinzip der fortschreitenden Evolution. Die erste Bemerkung, die hier gemacht werden muß, ist daß die Auffassung in Darwin's Evolutionstheorie und in der seiner Anhänger, in der die Transformation von Formen und das überleben des Passendsten einen Bestandteil formen, nicht mit der theosophischen Auffassung vereinbar ist. Zwar erkennt die Theosophie an, daß das überleben des Passendsten ein (sekundärer) Prozeß in der Natur ist, aber die Theosophie behauptet, daß das Bewußtsein der primäre Faktor in der Evolution ist.
Evolution bedeutet wörtlich E-Volution, das Entwickeln bestimmter Qualitäten des Bewußtseins in einem bestimmten Lebensgebiet (für den Menschen in seinem heutigen Entwicklungsstand ist dies die Erde). Kein Phänomen kann ohne eine darin wirksame, mehr oder weniger intelligente Kraft, bestehen. Nimm die Kraft weg und die Form stirbt sofort. Jede Form, Erscheinung (Phänomen), wird durch die Wechselwirkung Geist-Materie (das universelle Leben) über einen langen Zeitraum hinweg auf sehr verschiedenartige Weise entwickelt. Das Leben ist umhüllt mit, wird umfaßt von, Materie. In dem zyklischen Prozeß, der Involution-Evolution heißt, wird Geist in die Materie gewickelt und danach wieder ausgewickelt oder weiterentwickelt, dadurch wird Materie verfeinert (spiritualisiert). Es gibt also zwei gleichzeitige Prozesse in der Natur, die zusammen Involution-Evolution genannt werden können!
Die geistlose Transformation von Formen, wie die Darwinisten sich das vorstellen, besteht in der Natur nicht. Sie ist ein Hirngespinst, beruhend auf einem falschen Naturverständnis. Wie verhält sich das? Gemäß der Weisheitstradition besteht in der Natur eine fortschreitende Evolution, bei der eine allmähliche Entwicklung von Bewußtseinsqualitäten (vergleiche dies mit dem vierten Juwel) sich vollzieht, wie wir diese in den verschiedenen Naturreichen wahrnehmen können: Pflanzen zeigen eine komplexere Organisation als Minerale, Tiere (sicherlich Säugetiere) zeigen eine komplexere Organisation als Pflanzen (denke z.Bsp. an die Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns), Menschen haben die Fähigkeit zum Selbstbewußtsein und Denken, etwas das bei Tieren nicht vorhanden scheint zu sein.
Theosophie sagt, daß bei Tieren die Fähigkeit zum Denken in einem latenten Zustand vorhanden ist. Sie haben natürlich ein Bewußtsein und zeigen auch Emotionen. Das Juwel über die fortschreitende Evolution behauptet, daß Wesen ihr Bewußtsein in einem Naturreich entwickeln (ihren Charakter zum Ausdruck bringen und sich schrittweise weiterentwickeln), indem sie Erfahrungen auf dieser Welt sammeln. Sie reinkarnieren in dasselbe Naturreich bis sie die Grenze aller möglichen Erfahrungen in dem Reich erreicht haben und ihr Charakter maximal in diesem Reich entwickelt ist.
Danach inkarnieren diese Wesen in das angrenzende, höhere Naturreich (im allgemeinen in einem folgenden Zyklus der Bewußtseinsentwicklung). In diesem neuen Naturreich können sie höhere Aspekte des Bewußtseins entwickeln. Das fünfte Juwel steht deutlich mit dem dritten Juwel (Hierarchien) und mit dem ersten (Reinkarnation) in Verbindung. Faktisch sind alle Juwelen untrennbar miteinander verbunden. Menschen können noch viele Bewußtseinsaspekte entwickeln.
Hierbei drei Beispiele: das Unterscheidungsvermögen, das bildnerische Ausdrucksvermögen (Vorstellungsvermögen) und das Entwickeln und Benützen des überpersönlichen (spirituellen) Willens. Unsere große Aufgabe ist, das Bewußtsein der Verbundenheit mit allem, was lebt, zu entwickeln und zum Ausdruck zu bringen. Anstatt uns von allerlei Impulsen und Begierden, um Güter besitzen zu wollen, Status erwerben zu wollen, usw., leiten lassen, können wir die oben erwähnte Kräfte (Vermögen) benutzen um ein kräftiges Bild von Bruderschaft, Zusammenarbeit und Friede zu schaffen. Diesen faszinierenden Gegenstand wird ausführlich behandelt in Theosophischen Grundprinzipien, Teil 2. Die mentale Atmosphäre (Noosphäre) dieser Welt kann sicherlich geändert werden! Plato sagt: 'Ideen regieren die Welt' und er hat recht. Wie lange hat der Wahnsinn bezüglich Kommunismus und Kapitalismus die Welt in seiner Gewalt gehat?. Dies ist jedoch nur ein Beispiel (die Liste ist fast unendlich).
Natürlich müssen wir auch die notwendigen Handlungen zur Realisierung unserer Ideale verrichten. Alle großen Lehrer der Menschheit weisen uns den Weg, der uns aus dem Elend herausführt. Dies wird in den zwei folgenden Juwelen beleuchtet.
Sechstes Juwel
Das sechste Juwel der Weisheit behauptet, daß Dualität am Anfang aller Manifestationen steht.
Krishna spricht über die Gegensatzpaare in der Bhagavad Gita. Geist und Materie sind die zwei Pole der Manifestation. Die Wechselwirkung zwischen diesen zwei Polen verursacht alle Fortschritte und Rückschritte. Dies ist ein sehr tiefsinniges Thema mit weitgehenden, philosophischen Implikationen. Wir können uns entscheiden, selbstsüchtig zu handeln oder uns selbstlos für das Wohlergehen des anderen einsetzen. Die, die selbstsüchtig handeln, beschränken sich in ihrer Bewußtseinsentwicklung auf ein bestimmtes Lebensgebiet und auf eine bestimmte Lebenserfahrung.
Die, die sich selbstlos für das Wohlergehen des Ganzen einsetzen, breiten ihr Bewußtsein auf höhere, mehr innerliche Bewußtseinsgebiete aus. Dies sind selbstverständlich allmähliche Prozesse, (obwohl eine Beschleunigung durch gezielte Übungen möglich ist). Im Buddhismus gibt es eine Lehre über den Weg des Erbarmens. Die, die sich für das Wohlergehen der anderen einsetzen und sich mit anderen verbunden fühlen - Abgrenzung [abgeschiedenes Denken] ist übrigens die größte Sünde im Buddhismus - betreten diesen Weg (an erster Stelle nicht für sich selbst, sondern um andere zu lehren, sich selbst zu helfen). Sie verweigern selbst die letztendliche Erlösung von dieser Welt (verzichten auf das Nirvana), weil sie das nicht wollen, solange andere noch leiden. Sie verlassen die arme Menschheit nicht. Der große Waise, der seine Eltern (das Selbst) nicht kennt. Dies ist die erhabenste Ethik, die jemals in der gesamten Menschheitsgeschichte unterrichtet wurde.
Siebtes Juwel
Das siebte Juwel behandelt das Wissen des Ursprungs, der Quelle, der Essenz, des Kerns alles Lebenden. Was ist der Ursprung aller Dinge? Wie entsteht aus der 'Eine Essenz' das differenzierte Leben? Diese Fragen sind in der Philosophie grundlegend. Sie beziehen sich auf die Quelle aller Manifestationen. Haben wir die Möglichkeit, den Ursprung des Lebens zu ergründen? Ja, antwortet die Theosophie. Im Herzen oder im Kern jedes Wesens ist das universelle Leben wirksam.
'Sie sind Das', sagen die Upanishads (heilige Schriften stammend aus Indien). Jeder Mensch kann diesen göttlichen Funken in sich entdecken, wenn er bereit ist, höhere Aspekte seines Bewußtseins zu entwickeln. Das Ergebnis davon, Erleuchtung genannt, wird sein, daß man sich mit allen Lebewesen verbunden fühlt. Dies ist ein schrittweiser Prozeß (progressive Evolution). Wenn man den Weg des Erbarmens wählt, nicht an erster Stelle für sich selbst, sondern für das Ganze, wird man den Kern oder die Essenz aller Dinge erkennen. Wieviele Inkarnationen dafür nötig sind, ist nicht so wichtig. Wir müssen lernen im Hier und Jetzt zu leben und das tun, was uns wichtig erscheint. Allmählich wird unser Unterscheidungsvermögen differenzierter und wir werden mehr und mehr den wirklichen Sinn des Lebens erkennen.
Einige überlegungen für die wissentschaftliche Anwendung der sieben Juwelen.
Die wichtigste Zielsetzung dieses Artikels ist, sichtbar zu machen, daß eine zusammenhängende Lebensphilosophie besteht, die die Grundlage für ethisches Handeln formt. Wer wäre so dumm, seine Mitarbeiter zu verletzen, wenn er/sie erkennt, daß er/sie sich dadurch selbst schadet? Die Verbundenheit mit jedem und allem ist das zentrale Thema dieser Philosophie.
Das zweite Ziel dieses Essays ist, weitere Untersuchungen zu stimulieren, im Sinne des holistischen Paradigmas. Gegenwärtig interessieren sich immer mehr Menschen für die Entwicklung der Wissenschaft und Philosophie in dieser Richtung. Vielleicht können Sie etwas von ihrem Interesse in diesem Essay finden? Spiritualität und Wissenschaft können in diesem neuen Paradigma miteinander verbunden werden. Ich glaube nicht, daß schon ein vollständiges System deduktiver Methoden besteht (nach Platos Prinzipien müssen die induktiven Methoden von Aristoteles, Bacon, etc. an seine Prinzipien gefügt werden, damit man ein besseres Verständnis über Mensch, Natur und Kosmos erlangt). Einige Bausteine (Prinzipien) werden, wie ich sehr skizzenhaft probierte anzugeben, von der Theosophie angereicht.
Ein wichtiges Prinzip kann in der Hermetischen Axioma gefunden werden: 'Wie oben, so unten'.
Die Natur funktioniert auf analogischen Wegen (in unendlichen Variationen). Makrokosmische Prozesse entsprechen mikrokosmischen Prozessen. Auf diese Art und Weise, nämlich indem man den Meister-schlüssel der Analogie anwendet, können die sieben Juwelen der Weisheit angewendet werden. Obengenanntes kann man entdecken, wenn man alte Mythen und sakrale Literatur studiert. Nach Blavatsky müssen sieben interpretative Schlüssel auf jedes Symbol und jede Allegorie angewendet werden, damit man diese vollständig verstehen kann. Soweit ich herausfinden konnte, handelt es sich um folgende Schlüssel:
Einen kleinen Vorgeschmack der ersten drei Schlüssel können Sie bekommen, wenn Sie das Werk von Ralston Skinner, ein gelehrter Freimaurer, lesen. Sein Buch "Source of Measures" ist nochmals von Wizards Bookshelf, San Diego, USA, herausgegeben. In diesem Buch analysiert er viele Symbole und Personifikationen, die in der Bibel vorkommen, mit Hilfe der Gematria (Kabbalah). Auch wird in diesem Buch ausführlich über die Pyramide von Gizeh (geometrischer Schlüssel) geschrieben.
Blavatsky hat selbst viele Symbole und Figuren aus vielen Religionen untersucht und die Zusammenhänge und übereinstimmungen in ihren Büchern beschrieben ("Isis entschleiert" und "die geheime Lehre". Auch ihr ~Theosophical glossary~ publiziert von Theosophy Company, ist das Studium wert. Man kann bezüglich des psychologischen Schlüssel an den Aufbau der Natur denken. Sich selbst zu kennen, bedeutet das Universum zu kennen, weil die Natur sich im Menschen spiegelt. Im zweiten Teil der theosophischen Grundprinzipien finden Sie eine Einleitung zur esoterischen Psychologie.
Die alte Symbolik in Religionen zu enträtseln, ist ein großes Projekt, das niemand alleine vollbringen kann. Es gibt einige Personen, die sich damit beschäftigten. In den Internet-Referenzen können Sie die Namen einiger dieser Personen vorfinden.
Eine Synthese von Religion, Wissenschaft und Philosophie in einem System ist im Prinzip möglich. Die Theosophie stellt dazu viele Möglichkeiten dar. Dafür ist jedoch nötig, daß die Wissenschaft das Bewußtsein als grundlegenden Faktor, als treibende Kraft hinter der Manifestation, in ihrem Paradigma aufnimmt. Anders käme die Wissenschaft ihrer wesentlichsten Aufgabe nicht nach: nämlich, daß sie uns hilft die Prozesse, die in der Natur vorhanden sind, zu verstehen und dadurch uns motiviert, ein gesundes Leben zu leiten. Die Wissenschaft muß sich jedoch dann auf Tatsachen beruhen und nicht auf Hirngespinste. Theosophie kann verschiedenen Wissenschaften bei der Formulierung neuer Paradigmas Hilfestellung leisten.
meuser@wish.nl
Bibliographie (internet websites): Bemerkung: theosophische Literatur kann man meistens über den normalen Buchhandel bestellen.
1. Fundamentals of the esoteric philosophy, G. de Purucker.
(Orginale Version der Grundprinzipien der esoterischen Philosophie). Dieser Bestand befindet sich in zipped Adobe Acrobat 3.0 Format. Der Acrobat 3.0 reader auf Adobe site ist nötig, um diesen Bestand lesen zu können (oder ein passendes Netscape plugin)
2. Man in evolution, G. de Purucker.
Neues Paradigma bezüglich Evolution
3. Mehr online theosophische Bücher
4. Katherine Tingley manuals über Theosophie
Eine Serie über einige der wichtigsten Lehren der Theosophie.5. Vitvan. Moderne Formulierung alter Weisheiten.
Gnostische Interpretation der Bibel;General semantics; Kabbalah; und mehreres! Note:more material will be online soon there.6a. Alvin Boyd Kuhn.
Theosophischer Autor, der viel über das Christentum geschrieben hat.
6b. Gerald Massey.
Theosophischer Autor, der viel über das Christentum und Egypt geschrieben hat.
7. Alan Bain. The Keys to Kabbalah.
Illustration von dem Lehrzatz der Emanationen.